60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

Eigentlich hätte der „TPV“ oder „toute petite voiture“ – „sehr kleines Auto“ - wie der Wagen intern hieß, bereits zum Pariser Salon 1939 erscheinen sollen. Der Kriegsausbruch kam dazwischen. Am 7. Oktober 1948 war es dann soweit. Auf der Pariser Autoschau wurde die „Ente“ der Weltöffentlichkeit vorgestellt – und erlebte erst einmal eine Bruchlandung. Das anspruchsvolle Premierenpublikum, gewöhnt an die Oberklasse-Noblesse eines Traction Avant, war schockiert vom minimalistischen Design des "hässlichen Entleins".

 

 

 

60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

Die Kunden dagegen verstanden schnell. So schnell, dass sie bald bis zu sechs Jahren Lieferzeit in Kauf nehmen mussten. Bescheidenheit und Nützlichkeit waren eben echte Tugenden in den kargen Nachkriegsjahren. Es reichte nicht, den Wagen bezahlen zu können. Man musste Landarzt, Priester oder Ähnliches sein, um bei der Zuteilung bevorzugt zu werden. Die Erfolgsstory des „sehr kleinen Autos“ hatte begonnen.

 

 

 

60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

In den 60er Jahren kam der Imagewandel. In der boomenden Wirtschaft wurde das Auto zum Massenphänomen. Die Ente mit ihrer Auslegung auf unwegsame Wegstrecken und ihrer einfachen Mechanik war das perfekte Expeditionsfahrzeug für kleine Geldbeutel und der Duft der großen weiten Welt umwehte bald so manche Entenhaube. Auf von CITROËN organisierten „Raids“ tourten Enten-Konvois mit abenteuerlustigem Jungvolk durch Afrika und den vorderen Orient – Flower Power und Lagerfeuerromantik inklusive. Dank vier Türen, herausnehmbarer Sitzbank, Rolldach und Klappfenster transportierte das „Studentenauto“ Umzugsklamotten, Band-Equipment oder die Clique durch die lauen Lüfte des „Summer of Love“. Für ihre Fahrer war die Ente kein Auto, sondern ein Lebensgefühl.

 

60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

Die nächste große Stunde des 2 CV schlug 1973, als die erste Ölkrise die motorisierte Welt erschütterte. Während Mehrfachvergaseranlagen und mattschwarz lackierte Motorhauben über Nacht ihren Reiz verloren, glänzte die Ente mit ihren Nachkriegstugenden. 1974 war ihr bestes Jahr auf dem deutschen Markt – ein schwarzes für den restlichen Automarkt. Das "Anti-Auto" wurde zum ersten Öko-Auto.

 

 


 

60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

Mittlerweile war die Ente zum Lifestyle-Modell avanciert und hatte eine treue Fangemeinde. Entenfahrer begrüßten sich auf der Straße. Anfang der 80er Jahre spielte der 2 CV seinen letzten Trumpf als Neuwagen aus: die Nostalgie. Als 2 CV Charleston in attraktiver Zweifarblackierung wurde das "hässliche Entlein" zum Ende seiner Laufbahn zum stolzen Schwan.

 

 

 

 

 

 

 

 

60 Jahre Ente

Kein Auto. Sonder ein Lebensgefühl.

1988 schloss das Werk Levallois bei Paris seine Tore – gegen einen Sturm der Entrüstung. Der 2 CV wurde noch zwei Jahre länger in Portugal gebaut, bevor man 1990 die Fertigung einstellte.

Die Zeichen der Zeit waren eindeutig. Für den Rest der Automobilindustrie zählten Crashnormen und Airbags. Das Sicherheitskonzept des 2 CV beruhte auf einem Phänomen, das Robert Braunschweig, der Chefredaktor der Schweizer Automobil-Revue, einmal treffend so beschrieben hatte: „Er ist einfach, wenn der Unfall geschieht, noch nicht da.“